Westerwieher schreibt Gosens-Autobiografie – Lass mal jetzt das Buch schreiben
„Träumen lohnt sich – Mein etwas anderer Weg zum Fußballprofi“ lautet der Titel, unter dem im April in der Edel-Verlagsgruppe die Autobiografie von Robin Gosens erschienen ist. Auf Papier gebracht hat sie Krischel, stets in engem Austausch mit dem Stammspieler von Atalanta Bergamo, der seit 2020 auch im Team der deutschen National-Elf ist. „Dabei wollten wir das Projekt eigentlich erst nach seiner Profikarriere an den Start bringen“, sagt der 25-jährige Redakteur beim Sportmagazin „Kicker“ und lacht.
Aber der Reihe nach: Im Mai 2019 haben Krischel und Gosens das erste Mal miteinander zu tun. Der Westerwieher fragt den damals noch recht unbekannten Fußballer für ein Interview an. Der Kontakt läuft zwanglos via Instagram. Kurze Zeit später hat Krischel Gosens Handynummer und das Okay für die Story. Der Anruf gestaltet sich indessen etwas anders als geplant, denn am Abend zuvor qualifiziert sich Atalanta Bergamo für die Champions League, Gosens kommt nach durchfeierter Nacht mit seiner Mannschaft nicht so recht aus dem Bett. „Wir haben das Interview, das eigentlich um 11 Uhr stattfinden sollte, dann um eine Stunde nach hinten verschoben“, erinnert sich Krischel.
Das Gespräch läuft derweil so gut, dass in den kommenden Monaten weitere gemeinsam auf den Weg gebrachte Berichte folgen. Längst sind der Westerwieher und der ein Jahr ältere Fußballprofi da schon auf einer kumpelhaften Ebene angekommen, man vertraut und duzt sich, schreibt sich über Whatsapp auch mal zwischendurch. Als Atalanta Bergamo im Frühjahr 2020 der Einzug in die KO-Runde der Champions League gelingt, spinnt Krischel rum: „Wenn du mal durch bis mit deiner Karriere, schreibe ich deine Autobiografie.“ So kommt es – allerdings früher als gedacht. An Karfreitag 2020, 10. April, verschickt Krischel eine weitere Nachricht. Sie besteht nur aus einem Satz: „Lass mal jetzt das Buch schreiben.“ „Robin war sofort dafür“, sagt der Sportjournalist, der darüber immer noch milde erstaunt ist. Klar habe der Fußballer da schon gewusst, wie er arbeitet und schreibt – „aber jemandem seine Biografie anzuvertrauen, ist doch etwas anderes.“
Von da an geht alles ziemlich schnell. Mario Krischel nimmt Kontakt mit einem in London lebenden Journalisten auf, holt sich von ihm Tipps für das Schreiben einer Autobiografie. „Für mich war das ja totales Neuland“, sagt der Westerwieher. Der Kollege verweist ihn an seinen Agenten, der wiederum lässt Krischel eine Zusammenfassung des geplanten Buchs verfassen und schickt dieses an sechs Verlage. „Dann hieß es warten“, blickt der 25-Jährige zurück.
Vier der sechs Verlage zeigen sich von der Aussicht auf Robin Gosens Lebenswerk angetan, unterbreiten einige Wochen später Angebote. Nach einer Video-Schalte im Juni 2020, in der die Details erörtert werden, steht fest: Der Zuschlag geht an die Edel-Verlagsgruppe. „Dort hatten wir den Eindruck, die arbeiten für uns, nicht wir für die“, begründet Krischel. Während im Hintergrund der Vertrag festgezurrt wird, schreibt das Team Gosens/Krischel schon einmal die ersten drei Kapitel runter – Robin sitzt dazu am Smartphone bei sich zuhause im italienischen Bergamo, Mario am Laptop in Westerwiehe und zeichnet parallel dazu alles per Sprachmemo auf.
Bei einem Treffen am Verlagssitz in Hamburg im September werden die Seiten besprochen, Krischel schreibt noch einmal alles um, arbeitet Details ein, die die Geschehnisse plastischer werden lassen und macht sich an die weiteren Kapitel. Bis Weihnachten werden es insgesamt 16, verteilt auf 256 Seiten, und „Träumen lohnt sich – Mein etwas anderer Weg zum Fußballprofi“ ist fertig.
Als es am 8. April erscheint, steigt es schon kurz darauf in der Spiegel-Bestseller-Liste, Kategorie Sachbücher (Paperback), auf Platz fünf ein. Das Datum 8. April ziere seither als kleines Tattoo seinen rechten Unterarm, verrät Mario Krischel. Mit diesem Projekt habe sich schließlich ein Lebenstraum erfüllt. Das heißt allerdings nicht, dass jetzt Schluss ist mit dem Bücherschreiben. Im Gegenteil: „Ich habe bereits etwas neues am Haken. Es ist aber noch zu früh, um darüber zu sprechen“, sagt der Westerwieher.
„Glocke“-Praktikum ist Einstieg in den Journalismus