Westerwieher Bürgerradweg wächst
Presseartikel aus „Die Glocke“ vom 30.07.2020
Redakteurin: Susanne Schulte-Noelle
Rietberg-Westerwiehe (ssn) – Vier Jahre nach der feierlichen Eröffnung des ersten Abschnitts geht der Bürgerradweg an der Westerwieher Straße im Stadtteil Westerwiehe nun in die Verlängerung. Am 17. August soll mit der Maßnahme begonnen werden.
Sie wird die bestehende Route zwischen Ortsausgang und Einmündung Binnerfeld nach Fertigstellung bis zur Höhe Zum Sporkfeld fortsetzen. Insgesamt weitere 750 Meter wächst die Trasse damit gen Nord-Osten. Die Stadt kalkuliert mit Baukosten in Höhe von rund 230.000 Euro, wobei der Haushalt voraussichtlich lediglich mit 100.000 Euro belastet werden wird. Der Grund: Das Land bezuschusst das Projekt mit 50 Euro je Quadratmeter hergestellter Wegefläche. „Das ergibt in der Summe etwa 130.000 Euro“, rechnet Dirk Adams, Abteilungsleiter Tiefbau- und Stadtentwässerung, beim Vor-Ort-Termin mit dieser Zeitung vor.
Geradelt werden kann künftig bequem auf 2,25 Metern Breite. Bäume sollen im Zuge der Maßnahme nicht zu Schaden kommen. Deshalb wurde die ursprünglich geplante Trassenführung teils noch einmal angepasst, verschwenkt und wo notwendig etwas schmaler ausgeführt, um die grünen Riesen vor der Axt zu bewahren. Sämtliche Schritte seien mit der Unteren Landschaftsbehörde ebenso wie mit dem Landesbetrieb Straßen NRW abgestimmt, sagt Adams. Letzterer wird den Radwegefortsatz, so wie dies bereits beim ersten Abschnitt der Fall war, nach Fertiggestellung übernehmen.
Dem nun bevorstehenden ersten Spatenstich sind teils langwierige Gespräche mit den Eigentümern jener Flächen vorausgegangen, die zur Realisierung des Bürgerradwegs benötigt werden. „Wir sind ihnen sehr dankbar dafür, dass sie uns Teile ihres Grund und Bodens zur Verfügung gestellt haben. Andernfalls wäre ein Projekt dieser Art gar nicht denkbar“, stellt Fachbereichsleiter Bauen, Matthias Setter, heraus.
Übergeordnetes Ziel der Maßnahme, die im Dezember abgeschlossen sein soll, ist der Lückenschluss zu einem Radweg auf Delbrücker Gemarkung. Damit dies gelingt, soll dem zweiten noch ein dritter Bauabschnitt – dann bis zur Höhe Steinhorster Becken – folgen. In dieser Angelegenheit befinde man sich allerdings erst in der Vorplanung, sagt Setter. Soll heißen: Wann eine Umsetzung erfolgt, ist noch völlig ungewiss. Fest steht derweil: Der erhoffte parallele Bau des Radwegs entlang der Berkenheide in Westerwiehe – rund 550 Meter zwischen Einmündung Wiehenweg und alter Bahntrasse mit einer Querschnittsbreite von 2,5 Metern – klappt nicht. Dort wartet die Emskommune noch auf eine Freigabe der Unteren Naturschutzbehörde, ohne die der Startschuss nicht erfolgen kann.
Schnell und unbürokratisch zum Ziel: Das ist der Leitgedanke hinter den Bürgerradwegen. Das Landesverkehrsministerium hat das Modellprojekt 2005 ins Leben gerufen. Seitdem sind im Zuge dessen rund 350 Kilometer Radweg entstanden. „Um Radwege auch dann verwirklichen zu können, wenn es auf dem herkömmlichen Weg kurzfristig nicht möglich erscheint, setzt Nordrhein-Westfalen auf den Einsatz lokaler Bauunternehmen in Kooperation mit den beteiligten Kreisen und Kommunen“, heißt es auf der Internetseite des Landesbetriebs Straßen NRW, der sich im Rahmen der jeweiligen Projekte an den Kosten beteiligt.
Das Besondere: Wie es der Name bereits vermuten lässt, können hier Bürger vor Ort selbst die Initiative ergreifen – indem sie zum Beispiel einen Lückenschluss im Radwegenetz bei ihrer Kommune anregen und gegebenenfalls bereits die erforderlichen Grundstücke dafür zur Verfügung stellen. Mit anpacken kann die Devise später ebenso lauten, wenn ein Radweg schließlich realisiert wird. Etwa dann, wenn Boden abgetragen oder eine Schottertragschicht eingebaut werden muss. Die Bürgerradwege können mit einem leicht reduzierten Standard realisiert werden. Auch dann entsprechen sie laut Straßen NRW jedoch dem Stand der Technik und den aktuellen Sicherheitsanforderungen.
In den vergangenen Jahren wurden diverse Bürgerradwege in der Kommune Rietberg verwirklicht:
-An der Varenseller Straße (L791) im Stadtteil Varensell von Einmündung Westfalenweg bis Stadtgrenze Verl (Fertigstellung: 2018).
– Entlang der Detmolder Straße (L867) im Stadtteil Neuenkirchen: Erster Bauabschnitt: Stadtgrenze Verl bis zum Alten Postweg (Fertigstellung 2010); zweiter Bauabschnitt: Alter Postweg bis Beginn der Bebauung (2011); dritter Bauabschnitt: Beginn der Bebauung bis zur Einmündung Eichenweg (2012).
– Entlang der L791 zwischen Lintel und Varensell (Fertigstellung 2010).