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Schützen sind die Eckpfeiler der Gesellschaft

Rietberg-Westerwiehe. Ist der Bezirksbruderschaftstag der Schützen ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten? Bezirksbundesmeister Stefan Wellerdiek glaubt das nicht. „Der Bruderschaftstag ist zeitgemäß, wenn er uns verbindet“, sagte er am Sonntag zu Beginn der 64. Auflage in Rietberg. Und genau dieses Ziel habe die Veranstaltung erreicht, wie der Blick in die gut gefüllten Zuschauerreihen in der Schulzentrumsaula am Torfweg belege.

Ist der Bezirksbruderschaftstag überhaupt noch zeitgemäß?

Der Bezirksbruderschaftstag ist Jahr für Jahr die Auftaktveranstaltung der 19 Schützenvereine des Bezirksverbands Wiedenbrück. Danach beginnt langsam die Schützenfestsaison. Ausrichterin des jüngsten Bruderschaftstags war die St.-Laurentius-Schützenbruderschaft Westerwiehe (770 Mitglieder). Das kommt nicht von ungefähr: Der Verein feiert 2025 sein 75-jähriges Bestehen. Die Veranstaltung mit rund 400 Teilnehmern am Wochenende markierte den Startschuss für die Feierlichkeiten während des Jubiläumsjahrs.
Gemeinschaft und Verbundenheit repräsentiere die Veranstaltung auch im 64. Jahr seit ihrer Premiere, sagte Bezirksbundesmeister Stefan Wellerdiek (St. Hubertus Clarholz-Heerde) zu Beginn seiner Ansprache. Die hohe Besucherzahl dokumentiere die gesellschaftliche Bedeutung des Bruderschaftstags. „Generationen finden hier zusammen“, sagte Wellerdiek. Insofern sei die Traditionsveranstaltung Ausdruck der grünen Schützenideale wie Gemeinschaft und Verbundenheit. Die Schützenvereine in der Region und darüber hinaus bezeichnete er als „Eckpfeiler der Gesellschaft“. Sie ermöglichten mit ihren vielfältigen Aktivitäten „reale Begegnungen von Mensch zu Mensch“, die gerade in einer Zeit, die von Likes und Tiktok-Videos geprägt sei, wichtiger denn je seien, unterstrich der Bezirksbundesmeister.

Wie Künstliche Intelligenz schon heute unseren Alltag beeinflusst

Zu seinen einleitenden Worten passte der Festvortrag, den Professor Roman Dumitrescu hielt. Er sprach zum Thema „Faszination Künstliche Intelligenz: Von Alltagshilfen bis zur digitalen Täuschung?“. Anhand praktischer Beispiele zeigte er, wie massiv KI schon heute den Alltag beeinflusst und wie Firmen weltweit die neuen technischen Möglichkeiten für sich zu nutzen wissen.
Dumitrescu ist Direktor am Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM und Leiter des Fachgebiets „Advanced Systems Engineering“ am Heinz-Nixdorf-Institut der Universität Paderborn. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Produktentstehung intelligenter technischer Systeme.

Künstliche Intelligenz – also selbstlernende und extrem leistungsstarke Computersysteme – seien weltweit auf dem Vormarsch, sagte Professor Roman Dumitrescu. Diese Entwicklung könne man nicht aufhalten, selbst wenn man wollte. Letztlich sei es aber auch falsch, vor den neuen technischen Möglichkeiten die Augen zu verschließen. Vielmehr gelte es, die Weiterentwicklung der KI ins Positive zu drehen. Gleichwohl machte der Experte während seines Vortrags beim Bezirksbruderschaftstag in Rietberg deutlich, dass mit KI dem Fälschen von Fotos und Videos Tür und Tor geöffnet werde. Ein verantwortungsbewusster Umgang sei daher unerlässlich.

KI-Systeme erreichten schon in Kürze die Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns, sagte Dumitrescu. Und dabei werde es nicht bleiben. „Sie werden immer schneller.“ Die Frage dränge sich auf, was passiert, wenn die Systeme eines Tages zu schlau würden. Keine Zeit mehr verlieren dürfe indes die Deutsche Wirtschaft, wenn sie nachhaltig wachsen wolle. Sie müsse die KI für sich arbeiten lassen.

Hutsammlung erbringt 4000 Euro für ALS-Forschung

Während des Bruderschaftstags fand eine Hutsammlung zugunsten der 1965 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Muskelerkrankte statt. 4000 Euro kamen dabei zusammen. Mit dem Geld soll die Forschung zu seltenen Muskelerkrankungen wie ALS unterstützt werden.
In einer sehr persönlichen Rede erläuterte der Westerwieher Brudermeister Detlev Hanemann, was es bedeutet, an ALS zu leiden. Sein Zwillingsbruder erhielt vor einigen Jahren die Diagnose und ist inzwischen an den Rollstuhl gefesselt. „Mein Bruder wäre heute gerne zu Gast auf unserem Bezirksbruderschaftstag. Aber das ist leider nicht möglich“, sagte Hanemann. Und weiter: „Er kann schon seit langem kein Auto mehr fahren. Er kann nicht einmal mehr gehen. Genau genommen kann er fast gar nichts mehr.“ Er bewundere seinen Bruder, weil er trotz der tödlichen Krankheit nicht aufgebe. „Ich weiß nicht, ob ich genauso stark wäre wie er. Und ich weiß auch nicht, wie lange ich noch meinen Zwillingsbruder haben werde. Aber ich weiß, dass wir etwas tun müssen, um Menschen wie ihm zu helfen“, sagte Hanemann mit Verweis auf die Hutsammlung.

Zum oberen Bild: Gastgeber und Ehrengäste beim Bezirksbruderschaftstag in Rietberg: (v. l.) Detlev Hanemann (Westerwieher Brudermeister), Landtagspräsident André Kuper, Diözesanbundesmeister Mario Kleinemeier, Tatjana Reitzig (Deutsche Gesellschaft für Muskelerkrankte), Rietbergs Bürgermeister Andreas Sunder, Gastreferent Professor Roman Dumitrescu und Bezirksbundesmeister Stefan Wellerdiek.

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