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Renaturierung – Projekt befreit Ems aus engem Flussbett

Presseartikel aus „Die Glocke“ vom 29.Januar 2021
Redakteurin: Susanne Schulte-Nölle

Konkret beinhaltet die Planung die ökologische Aufwertung des Gewässers auf einem 250 Meter langen Abschnitt im Bereich Lipplinger Straße unweit der Paderborner Kreisgrenze. Entlang ihres westlichen Ufers soll die Ems aufgeweitet werden. Dafür steht ein 20 bis 25 Meter breiter Streifen zur Verfügung.

Totholzstämme für gewundenen Verlauf

Das beauftragte Ingenieur-Büro Leifels mit Sitz in Geseke sieht dort unter anderem eine durchgehende Steilwand vor. Totholzstämme mit Krone und Wurzelstock zeichnen künftig an mehreren Stellen dafür verantwortlich, dass der Fluss aus seiner schnurgeraden Form ausbricht und einen natürlichen, gewundenen Verlauf nimmt.

Die über Jahrzehnte gewachsenen Ufergehölze werden bei der Planung berücksichtigt und sollen nach Möglichkeit geschont werden. Die vorhandenen Sohlgleiten – unter dem Wasserspiegel quer zur Strömung liegende Regelbauwerke, die die Tiefenerosion der Gewässersohle begrenzen sollen, – werden befestigt und als Böschungssicherung eingesetzt. Des Weiteren ist die Anlage mehrerer Strudellöcher, sogenannter Kolken, vorgesehen.

Das Projekt ist mit den Kreisen Gütersloh und Paderborn sowie mit dem Wasserverband Obere Lippe abgestimmt, teilt Rathaussprecher Juergen Wohlgemuth auf Nachfrage dieser Zeitung mit. Einen positiven Beschluss seitens der Politik im Rahmen der Ratssitzung am 4. Februar vorausgesetzt, werde es anschließend ausgeschrieben. „In der Hoffnung, schnell eine geeignete Firma zu finden, kann dann bestenfalls eventuell nach dem Sommer oder im Herbst mit der Umsetzung begonnen werden.“ Die Verwaltung geht davon aus, dass die Arbeiten ungefähr ein halbes Jahr in Anspruch nehmen werden.

Maßnahme bringt Kommune Ökopunkte ein

Nahezu schnurgerade verläuft die Ems im Bereich Lipplinger Straße unweit der Paderborner Kreisgrenze, wo dieses Bild entstand. Rund 250 Meter des Flusslaufs sollen dort renaturiert und die Ems an ihrem westlichen Ufer aufgeweitet werden. Die Stadt plant die Maßnahme als Ausgleich für Bauprojekte, bei denen Flächen in teils erheblichem Umfang versiegelt werden. Foto: Schulte-Nölle

Dass die Kompensationsmaßnahme nicht auf Rietberger, sondern auf Delbrücker Gemarkung umgesetzt wird, begründet Wohlgemuth damit, dass auf diesem Weg eine im eigenen Stadtgebiet bereits vor einigen Jahren erfolgte Renaturierung der Ems nun konsequent fortgeführt werde. Ist das 250 Meter lange Teilstück, um das es nun geht, erst einmal erfolgreich ökologisch aufgewertet, fließe die Ems zwar auf Delbrücker Gebiet – „doch sowohl der Eigentümer der Flächen als auch Stadt Delbrück und Kreis Paderborn haben keine Einwände, wenn wir diese Maßnahme durchführen“.

Die „Verordnung über die Führung eines Ökokontos nach Paragraf 32 des Landesnaturschutzgesetzes“ sieht vor, dass Kommunen, die –wie Rietberg – das genannte Konto führen, für jedwede Flächenversiegelung etwa im Zuge neu ausgewiesener Wohn- und Gewerbegebiete einen Ausgleich schaffen müssen. „Dieser wird in Ökopunkten, auch Wertpunkte im Biotopwertverfahren genannt, gerechnet“, erläutert Juergen Wohlgemuth. Der Gesetzgeber gebe vor, das Verhältnis von Flächeneingriff und -ausgleich in der Bilanz bei plus/minus null zu halten.

Städtische Bilanz weist ein Defizit aus

Konkret werden auf dem Ökokonto die für Bauvorhaben erforderlichen Eingriffe in Natur und Landschaft auf der Soll-Seite verbucht und die Ausgleichsmaßnahmen auf der Haben-Seite mittels der Biotopwertpunkte erfasst. „Beide Seiten werden wie bei einem Bankkonto gegeneinander aufgerechnet“, veranschaulicht der Stadtsprecher.

Das Ökokonto sei dabei primär als Bevorratungsverzeichnis gedacht: Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen werden dokumentiert, in einen Flächenpool eingetragen, und stehen dann bei späteren Eingriffen in Flora und Fauna im Rahmen gezielter Kompensationsprojekte zur Verfügung. „Bei uns in Rietberg ist es derzeit allerdings eher andersherum: Weil wir gerade in jüngster Zeit viel bauen, mit den erforderlichen Kompensationsmaßnahmen aber nicht schnell genug nachkommen, weist die städtische Bilanz aktuell ein Defizit aus“, räumt Wohlgemuth ein.

Es fehlt an Ausgleichsflächen

Die Verwaltung sei zwar bemüht, das Minus auszugleichen und damit der gesetzlichen Vorgabe nachzukommen. Dies stelle sich jedoch als schwieriges Unterfangen heraus, da die Ausgleichsflächen zum überwiegenden Teil im Stadtgebiet liegen müssen, diese dort aber nicht in ausreichender Größe zur Verfügung stehen. Demnach liegen bereits heute knapp fünf Prozent aller Kompensationsmaßnahmen außerhalb Rietberger Gemarkung.

Durch die jetzt geplante ökologische Verbesserung des Emsabschnitts zwischen Lipplinger Straße und Neubrückstraße werden im Übrigen laut Verwaltung 65.231 Biotopwertpunkte auf einer Fläche von 8425 Quadratmetern angelegt.

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