Kreis Gütersloh. Kleinvieh macht auch Mist. Und getreu diesem Motto können auch kleine Summen, die an verschiedene Vereine und Initiativen verteilt werden, eine Menge bewirken. „Regionalbudget 2020“ heißt der Fördertopf, den Mareike Bußkamp über acht Kommunen im Kreis ausgeschüttet hat. Sie ist Geschäftsführerin des Vereins mit dem sperrigen Namen LAG GT8: Acht ländliche Kommunen im Kreis haben sich darin zu einer lokalen Aktions-Gruppe (LAG) zusammengeschlossen: Borgholzhausen, Halle, Harsewinkel, Langenberg, Rietberg, Versmold, Werther und die ländlich geprägten Stadtteile von Gütersloh. Ziel des Vereins ist es, Fördermittel in den Kreis zu holen.
Zwei Projektträger wurden aufs nächste Jahr vertröstet
„Beim Regionalbudget geht es um Kleinprojekte, deren Gesamtkosten 20.000 Euro nicht übersteigen und die mit bis zu 80 Prozent gefördert werden“, erläutert die Regionalmanagerin. 200.000 Euro hat das Land dafür den acht Vereinskommunen in diesem Jahr zur Verfügung gestellt. „Förderfähig waren Projekte im ländlichen Raum, die das Ehrenamt und/oder den sozialen Zusammenhalt vor Ort stärken und im Jahr 2020 abgeschlossen werden können“, nennt Bußkamp die Kriterien.
„Es gibt zahlreiche tolle Projekte“, schwärmt Bußkamp. Und trotz Corona gingen im Frühjahr und Sommer so viele Ideen bei ihr ein, dass nicht alle bedient werden konnten. „Zwei Projektträger musste ich aufs nächste Jahr vertrösten“, sagt die Geschäftsführerin der LAG GT8.
Die Liste der Projekte reicht von Veranstaltungstechnik für die „Holtkämperei“ in Gütersloh-Isselhorst über Mittel zur energetischen Sanierung des Heimes vom Schützen- und Heimatverein Greffen bis hin zur Entwicklung einer digitalen Dörfer-Homepage und App in Rietberg-Westerwiehe.
Auffällig: Es wird gerne gekocht. Im Rietberger Ortsteil Bokel beispielsweise entsteht im Dorfhaus die „Küche im Dorf“, eine generationenübergreifend nutzbare Küche. „Die Idee dazu wurde bereits bei der Erstellung des Dorfentwicklungskonzeptes 2013 geboren“, erzählt Bußkamp. Die im Dorfhaus vorhandene Küche war schon rund 50 Jahre alt. Viele Schränke, Utensilien und Geräte waren defekt oder nicht mehr voll funktionstüchtig.
Nun ist der Dorfhaus-Verein mit jeder Menge Eigenleistung dabei, die Küche zu einem Mittelpunkt des Dorflebens umzugestalten – 13.627 Euro aus dem Fördertopf helfen dabei. Plätzchenbacken mit den Kindern des Kindergartens und der Grundschule, Pizzabacken der Messdiener, Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen als Lernwerkstatt, gemeinsamem Kochen und Einkochen mit der katholischen Frauengemeinschaft und den Landfrauen für den Adventsbasar, oder multikulturellen Kochevents mit den seit Jahren in Bokel lebenden Flüchtlingen steht dann nichts mehr im Wege.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Versmolder Projekt „Dorfküche Hesselteich“, eine Initiative von Matthias Hoffmeier. Er ist nicht nur Biolandwirt aus Leidenschaft, sondern auch Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Hesselteich. Er ließ ein ehemals als Stall genutztes Gebäude seines Biohofes zu einem Mehrgenerationenhaus umbauen.
Die neue Küche des Gemeinschaftsraumes soll ein regelmäßiger Treffpunkt sein, der das Leben im Dorf bereichert und sozialer Isolation vorbeugt. Kulturelle Events, wie musikalischer Brunch oder literarischer Weinabend, Ernährungskurse und kleine Feiern sollen dort ebenfalls für die Hesselteicher stattfinden – sofern die Pandemie das erlaubt. 12.300 Euro gab’s aus dem Fördertopf, das sind 80 Prozent der Kosten.
Küche Nummer drei steht im Jugendhaus Lifeline in Harsewinkel. Der AWO-Kreisverband beantragte Regionalbudget-Mittel in Höhe von rund 7.000 Euro für das Projekt „Let’s cook! Die Küche ist das Herz des Hauses“. Bußkamp:: „Sozial benachteiligte und überwiegend aus einkommensschwachen Familien stammende Kinder und Jugendliche gestalten den Theken- und Küchenbereich des Jugendhauses in Harsewinkel nach ihren Wünschen und Bedürfnissen. Zusammen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern des Repair Cafés und den AWO-Mitarbeitern werden sie die neue Küche auch aufbauen.“