Rietberg-Westerwiehe. Drei Männer, ein Ziel: König werden. Letztlich konnte es aber nur einen geben. Und der heißt Dieter Wallenstein. Der 61-Jährige führt die Westerwieher St.-Laurentius-Schützenbruderschaft gemeinsam mit seiner Ehefrau Eva ins Jubiläumsjahr. Dennis Wilsmann und Christian Schlingmann mussten sich im Rennen um den Regententitel knapp geschlagen geben. Aber wie heißt es doch so schön: Dabei sein ist alles – und nach dem Vogelschießen ist vor dem Vogelschießen.
Sengende Sonne und schwitzende Schützen
Sengende Sonne, fliegende Späne und schwitzende Schützen: Das ist der Stoff, aus dem Westerwieher Sommermärchen sind. Und das seit bald 75 Jahren. 1950 wurde zum ersten Mal Schützenfest im Kükendorf gefeiert, 2025 feiert der Verein runden Geburtstag. Dementsprechend heiß umkämpft war am Montag die Nachfolge von Marc Schmalhorst-Westhoff. Gleich drei Aspiranten lieferten sich einen nervenaufreibenden Wettbewerb unter der Vogelstange. Der endete um 13.42 Uhr mit einem ächzenden Adler und einem kraftstrotzenden Sieger. Nach dem 216. Schuss war der Holzvogel so K.o., wie man es nach anderthalbstündigem Dauerbeschuss nur sein konnte. Fast hätte eine Patrone zuvor Dennis Wilsmann alles klar gemacht, doch der schmale Rumpf des Raubvogels drehte sich nur bedenklich wild um die eigene Achse, segelte aber nicht zu Boden.
Regierungssitz „An der Fluet“
Die Königsresidenz von Dieter und Eva Wallenstein steht an der Straße „An der Fluet“. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder, Nina (28) und Marc (25). Wenn der frisch gebackene König mal nicht das Regentenzepter schwingt, arbeitet er als Führungskraft beim Elektronik-Komponentenhersteller Phoenix-Contact in Blomberg (Kreis Lippe), und wenn die Königin mal nicht ihre Krone geraderückt, ist sie als Vorstandsassistentin bei der Sparkasse Gütersloh-Rietberg-Versmold im Einsatz.
Die Insignien sicherten sich Armin Kuschel (Krone, 43. Schuss), André Külker (Apfel, 54. Schuss) und der spätere König Dieter Wallenstein (Zepter, 81. Schuss). Die Flügel erlegten Lukas Beckhoff und Philipp Uhr (138. beziehungsweise 148. Gewehrladung). Den Schwanz traf mit der 163. Kugel Sebastian Stücker.
Königspaar stellt seinen Hofstaat vor
Den Hofstaat bilden: Frank und Andrea Vollmer (Zeremonienmeister), Christian und Monika Schlingmann, Ralf und Petra Peitzmeier, Michael und Kira Dorenkamp, Klaus und Elke Jungeilges, Jürgen und Simone Beckhoff, Martin und Claudia Kreutzheide, Ralf und Katarina Funke, Günter und Silke Wallenstein, Heiko und Ute Meier, Gerd und Ira Beckhoff sowie Heiner Flüteotto und Susanne Streiß.
Felix Schubert führt die Jugend an
Und wer führt die Westerwieher Jungschützen im Jubiläumsjahr an? Diese Frage wurde bereits am Sonntagabend beantwortet. Felix Schubert machte mit dem 226. Schuss das Rennen. Der 21-jährige neue Jungschützenkönig ist Auszubildender zum Kaufmann für Büromanagement in Rudi Wilsmanns Anziehbar. Die Insignien trafen Henri Kaimann (Krone, 14. Schuss), Lukas Frenz (Zepter, 30. Schuss) und Markus Tietz (Apfel, 51. Schuss).
Besinnlich und mit mahnenden Worten waren die Schützen am Montagmorgen in ihren dritten und letzten Festtag gestartet. Im Rahmen der gut besuchten Schützenmesse weihte Pfarrer Andreas Zander die runderneuerte Orgel der Laurentiuskirche ein. „Das macht nur mit den Schützen Sinn“, erklärte der Geistliche seinen Entschluss, beides miteinander zu kombinieren.
Detlev Hanemann warnt vor „Nestbeschmutzer AfD“
in seiner Rede nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal wies Brudermeister Detlev Hanemann auf „beängstigende Entwicklungen“ in Deutschland und der Welt hin. Die Demokratie sei vielerorts gefährdet, nicht nur durch Donald Trump in den USA, sondern auch hierzulande. Die AfD arbeite unter dem „Deckmantel einer demokratischen Partei“ daran, Freiheit und Selbstbestimmung einzuschränken und Menschen, die anders sind, auszugrenzen und verächtlich zu machen. Mit Blick darauf, dass man Westerwiehe wegen der zahlreichen Geflügelfarmen auch gerne als Kükendorf bezeichnet, zog Hanemann folgenden Vergleich: Die AfD sei nichts anderes als ein „Nestbeschmutzer“, der durch die Hintertür die demokratische und freiheitliche Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland aushöhlen wolle.