Graffiti: Vereine setzen Belohnung aus
„Mit dem konzertierten Vorgehen wollen wir den Druck auf die Sprayer erhöhen“, sagt Hanemann. „Unser Ziel ist es, dass jeder im Dorf wachsam ist und die Augen offenhält.“ Das führe im besten Fall dazu, dass die Graffitisprüher von sich aus aufhören mit ihrem nächtlichen Tun – oder sie von Zeugen auf frischer Tat ertappt werden.
Das Sportheim von Germania Westerwiehe war nur der Anfang. Inzwischen haben die Sprayer auch andere Gebäude sowie Schilder, Zigarettenautomaten und Verteilerkästen verunstaltet. „Besonders ärgerlich wird die Sache, wenn Gemeineigentum beschädigt wird“, sagt Hanemann. Dass beispielsweise die Kolpinghütte, die vor einigen Jahren von ehrenamtlichen Helfern während einer 72-Stunden-Aktion errichtet wurde, massiv beschmiert und besprüht worden sei, „tut weh“, betont der Ortsvorsteher. „Denn um die Hütte wieder instandzusetzen sind jetzt noch einmal viele Arbeitsstunden vonnöten.“ Mit einem einfachen Neuanstrich sei es wegen des Ausmaßes der aufgebrachten Zeichen und Schriftzüge nicht getan.
Umso mehr hoffen die Vertreter aller Vereine des Rietberger Stadtteils, dass die Serie von Sachbeschädigungen bald ein Ende hat. Gemeinsam haben sie auf Grundlage der im Dorf vorgefundenen Sprühereien eine Art Täterprofil erstellt: Demnach handelt es sich offenbar um eine Gruppe aus drei bis fünf Jugendlichen oder jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 24 Jahren. Darunter könnte nach Erkenntnissen der örtlichen Vereine auch eine junge Frau sein.
Die Tatzeiten – zumeist nachts oder früh morgens – könnten darauf hindeuten, dass es sich bei den Sprayern um Schüler, Arbeiter im Schichtdienst oder auch um Menschen ohne feste Anstellung handelt. „Vielleicht sind sie auch mit einem Hund unterwegs, der regelmäßig ausgeführt werden muss“, lautet eine weitere Vermutung der Dorfgemeinschaft.
Die Gruppe, die in Westerwiehe seit mindestens zwei Wochen aktiv ist, „signiert“ ihre Kritzeleien mit der Buchstabenkombination „TW o“. Dabei steht das kleingeschriebene „o“ wahrscheinlich für den Begriff „Gang“. Derartige Abkürzungen – sogenannte Tags – sind in der Sprayerszene nicht unüblich.
Wegen leichter Abwandlungen in der Signatur vermutet man im Dorf, dass die Gruppe aus mindestens vier Sprühern besteht. Einer von ihnen, er „unterschreibt“ mit „TW 97“, hinterlässt im Gegensatz zu den anderen auch mehrfarbige Graffiti. Er wird zum Beispiel für die Schmierereien an dem Stromkasten verantwortlich gemacht, der sich am Fahrradweg in Richtung Neuenkirchen befindet. Auch für die Verunstaltung der Kolpinghütte kommt er nach Mitteilung der Vereine infrage.
Die Belohnung, die für Hinweise auf die Graffitisprüher von verschiedener Seite ausgelobt wurde, ist in den vergangenen Tagen stetig gestiegen. Inzwischen beträgt sie 500 Euro. Wer verdächtige Personen in Westerwiehe und Umgebung beobachtet hat oder sachdienliche Hinweise geben kann, wird gebeten, sich unter Telefon 0177/7972141 oder bei der Polizeistation Rietberg zu melden.
Die Sprayer – und sofern sie noch minderjährig sind ihre Eltern – sollen für die entstandenen Schäden haftbar gemacht werden, lautet das erklärte Ziel der Westerwieher Vereine.